Rund um die Uhr erreichbar, beruflich im Dauerstress und selbst in der Freizeit ein prall gefüllten Terminkalender - im modernen Leben bleibt Ruhe und Genuss oft auf der Strecke. Auch unser Essverhalten leidet darunter. Eine Rückkehr zur Ursprünglichkeit in der Küche soll diese Entwicklung umkehren. Lassen Sie sich von mir in die köstliche Welt des Slow Food entführen und entdecken Sie, welche Vorteile diese Art des Kochens mit sich bringt.
Was ist Slow Food?
Die Slow Food Bewegung wurde als Gegenentwurf zum Fastfood ins Leben gerufen. Sie richtet sich nicht nur gegen Burger, Pommes & Co aus dem Schnellimbissrestaurant, sondern auch gegen die übermäßige Nutzung von Fertigprodukten in der eigenen Küche, Lebensmittelverschwendung, umweltschädliche Produktionsmethoden sowie das zu rasche Verzehren von Nahrung. Beim Slow Food werden regionale und saisonale Zutaten aus nachhaltigem Anbau verwendet, die nach authentischen Rezepten der jeweiligen Region zubereiten werden. Die Philosophie hinter der Bewegung zielt nicht nur auf bessere und gesünder Ernährung ab, sondern will auch den Wirtschaftskreislauf zwischen Landwirt und Endkunden stärken. Der ganz eigene Geschmack unterschiedlicher Länder, Städte, Täler und Gebiete soll erhalten bleiben und nicht zwischen der internationalen Konkurrenz und riesigen Gastronomiekonzerne in Vergessenheit geraten.
Die drei Elemente von Slow Food
Carlo Petrini, Gründer der Slow Food Bewegung und Vorsitzender der gleichnamigen Organisation, stellt bei seinem kulinarischen Lebenswerk drei Faktoren in den Mittelpunkt: Gut, sauber und fair! Alle drei Elemente müssen in einem Gericht vorhanden sein, um als Slow Food zu gelten.
1. Gut
Gut im Geschmack und gut, was die Nährstoffe angeht! Die Zutaten und das Endergebnis erfüllen beide Anforderungen. Frische ist dabei eine Selbstverständlichkeit.
2. Sauber
Nachhaltiger Anbau, ohne Schäden für Natur und Mensch - darauf bezieht sich die Sauberkeit von Slow Food.
3. Fair
Lebensmittel sind wertvoll und diese Wertschätzung soll in allen Schritten der Produktion zu spüren sein. Das beginnt mit der fairen Bezahlung von Landwirten und endet bei der völligen Transparenz für den Kunden.
Die Rezepte der Slow Food Bewegung
Da es beim Slow Food vor allem um regionale Küche geht, sind die mit der Kochphilosophie zubereiteten Gerichte vielfältig und je nach Wohnort unterschiedlich. Der wichtigste Aspekt ist die Zubereitung von Grund auf. Möglichst nichts soll mit Konservierungsstoffen & Co versehen sein oder aus der Tiefkühltruhe kommen. Holen Sie das handgeschriebene Kochbuch Ihrer Großmutter hervor oder suchen Sie im Internet nach traditionellen Rezepten aus Ihrem Heimatort. So sind es in meiner Heimat, dem oberbayerischen Chiemgau, Speisen wie Boarische Biersuppe oder geschmorte Lammkeule mit Kartoffeln, die zur Kultur und dem Land einfach dazugehören. Die Kochideen sind bereits seit Jahrhunderten vorhanden und warten nur darauf, neu entdeckt zu werden. In meinem Kochbuch Bayerisch al dente habe ich traditionelle Rezepte aus meiner Heimat für Sie zusammengefasst.
Auch die Einstellung in der Küche und am Esstisch soll durch Slow Food beeinflusst werden. Entschleunigung lautet hierbei das Zauberwort. Sich Zeit nehmen für das Kochen, die Kinder als Helfer miteinbeziehen, anschließend gemeinsam Essen, Reden und Lachen und dabei Smartphone und Fernseher endlich einmal wieder links liegen lassen.
Integrieren Sie Slow Food ganz einfach in Ihren Alltag
Sie wollen mit allen Sinnen genießen und Ihrem Körper, der Seele und der Umwelt etwas Gutes tun? Der positive Vorsatz scheitert leider häufig am Stress und Trubel, den der Alltag im Job und in der Familie mit sich bringt. Um das zu verhindern, gilt es die gesunden und entspannten Mahlzeiten als Priorität ernst zu nehmen. Erstellen Sie eine wöchentliche Einkaufsliste, bringen Sie Ihre Küche auf Vordermann und halten Sie fixe Essenszeiten ein. Vorbereitete Snacks wie Obst und Nüsse schützten vor Heißhungerattacken und dem Griff nach Fastfood zwischen Arbeitsschluss und dem nach Hause kommen. Sie werden schon bald ein ganz neues Geschmackserlebnis voller Genuss entdecken.
Wer von Ihnen übrigens nun glaubt, dass Slow Food automatisch mit höheren Kosten verbunden ist, der irrt. Saisonale Zutaten wie Rüben und Grünkohl im Winter oder Auberginen und Zucchini im Sommer sind zur jeweiligen Erntezeit stets am günstigsten erhältlich und müssen vor allem nicht aus dem Ausland importiert werden. Auf den Wochenmärkten und mittlerweile auch in immer mehr Supermärkten wird außerdem auch optisch nicht ganz perfekte Ware angeboten. Die Produkte sind keinesfalls schlecht, sondern finden rein aufgrund äußerlicher Makel - wie etwa Verkrümmungen - nur wenige Abnehmer. Mein Tipp: Greifen Sie zu dieser sogenannten B-Ware, reduzieren Sie damit Lebensmittelverschwendung und schonen Sie gleichzeitig Ihren Geldbeutel!
Die Organisation hinter Slow Food
Weltweit bekennen sich bereits mehr als 100.000 aktive Mitglieder zur Slow Food Bewegung. Die Organisation mit der Weinbergschnecke als Maskottchen setzt sich längst nicht nur mehr dafür ein, ihren Koch- und Lebensstil unter die Leute zu bringen. Vielmehr werden zahlreiche Projekte unterstützt, die artgerechte Tierhaltung, ökologischen Pflanzenanbau und mehr Verbraucherschutz zum Ziel haben. Weiters treffen sich die Mitglieder bei Workshops, auf Messen oder einfach nur in den eigenen vier Wänden, um gemeinsam zu kochen, voneinander zu lernen und sich auszutauschen.
Warum Slow Food die richtige Wahl ist
Die Vorteile für die Natur sind klar: Slow Food weiß Zutaten zu schätzen und möchte Artenvielfalt und eine unbeschädigte Umwelt für die kommenden Generationen erhalten. Für Sie selbst bringt das entschleunigte Kochen und Genießen eine neue Verbindung zur Heimat sowie Ruhe und Ausgeglichenheit in den Alltag. Sich für das Essen Zeit zu nehmen, erweist sich als himmlisches Geschenk!