Curryblätter - MURRAYA KOENIGII

Curryblätter - MURRAYA KOENIGII

July 30, 2020Alfons Schuhbeck

Von den Blättern des indischen Currybaums geht ein erfrischender, warmer, würziger Duft aus. Sie verleihen traditionellen indischen und ceylonesischen Schmorgerichten eine angenehm zitronige Note. Sie können Wunden heilen, Fieber senken und sogar Haare färben. Nur: Nach Currypulver schmecken sie nicht.

Herkunft und Geschichte

Der Currybaum, auch „Orangenraute" genannt, ist ein immergrüner tropischer Laubbaum aus der Familie der Rautengewächse. Seine Bezeichnung (Murraya koenigii) verdankt er zwei europäischen Botanikern, dem Schweden Johann Andreas Murray (1740-1791) und dem Deutschen Johann Gerhard König (1728-1785). Heimat des Baums ist Indien, dort wächst er wild vom Süden bis an den Rand des Himalajas. Ebenso in Burma, Thailand, Malaysia und Sri Lanka. Indische Einwanderer brachten ihn nach La Reunion, Südafrika, Australien und in die Karibik; heute wird er dort kultiviert. In Südindien und Sri Lanka steht der Currybaum in jedem Haus- und Nutzgarten. Seine weichen Blätter mit dem unnachahmlichen Duft gehören vor allem in Currygerichte. In Indien nutzt man sie auch als Haarfärbemittel.

Qualität und Inhaltsstoffe

Der Gehalt des ätherischen Öls der Curryblätter kann zwischen Sri Lanka und Nordindien um ein halbes bis drei Prozent schwanken. Es enthält aber immer Caryophyllen, das auch in Bitterorangen, Mandarinen, Limonen oder im Ceylon-Zimt vorkommt, sowie Alpha-Selinen, das sich in vielen Würzpflanzen und Früchten findet, etwa in Mandarinen oder im Lorbeer. Ähnlich wie diese enthalten Curryblätter eine feine, aromatische Säure, die appetitanregend wirkt.

Verwendung in der Küche

Die Blätter des indischen Currybaums waren bei uns bis vor Kurzem nur getrocknet erhältlich oder als Zutat für Currymischungen bekannt. Getrocknete Blätter sollten nicht bräunlich vergilbt, sondern grün sein. So wurden sie schonend getrocknet und enthalten viele der aromagebenden Stoffe. Erst in letzter Zeit kommen Curryblätter öfter frisch zu uns, in Asialäden oder Geschäften, die tropische Früchte und Gewürze anbieten. Indische Curryblätter sind sattgrün glänzend und weich. Blätter des europäischen Currystrauchs sind länglich, silbergrau und sehen eher aus wie Rosmarinnadeln. Curryblätter spielen in der indisch-vegetarisch-ayurvedischen Tradition eine große Rolle. Sie passen gut zu Gemüse-, Fleisch- und vor allem zu Fischcurrys. Um ihr Aroma zu nutzen, werden sie in Öl oder Butterfett (Ghee) angedünstet und als knusprige Würze über die Speisen gestreut.

Gesundheitsfördernde Eigenschaften

Die Inhaltsstoffe von Curryblättern haben viele gesundheitsfördernde Qualitäten. Unter anderem enthalten sie keimhemmende Substanzen, das heißt, sie verändern den Nährboden für Keime so ungünstig, dass deren Wachstum gebremst wird. Diese Eigenschaft setzt man in der asiatischen Volksmedizin seit alters zur Therapie von Hauterkrankungen ein: zum Beispiel pulverisiert als Bestandteil von Breiumschlägen zur Wundheilung bei leichten Verbrennungen oder entzündlichen Insektenstichen. Frische Curryblätter werden gern zu Tee aufgebrüht, der gegen leichte Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hilft. Das liegt an den Gerbstoffen: Sie schützen die Magen-Darm-Schleimhaut und machen sie widerstandsfähig gegen Reizungen. Wegen der leicht schweißtreibenden Eigenschaften nutzt man Curryblätter in subtropischen Ländern zur Bekämpfung von leichtem Fieber und Erkältungen.

Indisches Traditionsgewürz

Gut, dass es Curryblätter inzwischen bei uns auch frisch zu kaufen gibt. Mir gefällt ihr zitrusartiges Aroma, und sie sind wohltuend für unsere Verdauungsorgane. Die sehr weichen, frischen Blätter kann man mitessen, selbst wenn man sie im Ganzen an ein Gericht gibt. Für traditionelle Currygerichte lässt man sie - wie Lorbeerblätter - die letzten 15 Minuten der Garzeit mitköcheln. Getrocknete Curryblätter haben ein dezenteres Aroma. Für Gewürzmischungen werden sie meist mit anderen Gewürzen fein vermahlen, mit Kreuzkümmel, Bockshornklee, Chili, Senfsamen und Koriander.

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