Er hatte schon einmal Glanzzeiten: Ingwer war im Mittelalter hierzulande eine feste Größe. Die scharfen Knollen wurden zum „Pfeffer der armen Leute", da sich nur die reiche Oberschicht echten Pfeffer leisten konnte. Ingwer galt als Aphrodisiakum und Mittel gegen Seekrankheit. Mit dem Siegeszug der asiatischen Küche kam seine Renaissance bei uns.
Herkunft und Geschichte
Sein Ursprung liegt in Südostchina und Nordindien, seine Kulturgeschichte begann etwa 4000 v. Chr. mit einer großen Wanderungsbewegung zwischen chinesischen, indischen und südpazifischen Inselvölkern. Um 1000 v. Chr. etablierte er sich im Mittelmeerraum. Vor allem die Römer der Antike konsumierten ihn reichlich, belegten die scharfen Knollen sogar mit einer Luxussteuer. Die römische Oberschicht schätzte ein Würzsalz mit Ingwer, das Würsten und Braten den letzten Schliff gab. Und im europäischen Mittelalter versprach man sich vom Ingwer hilfreiche Dienste in Liebesdingen. Britische Kolonialherren brachten ihn im 19. Jahrhundert aus Indien auf die Insel: Bis heute würzt Ingwer englische Plätzchen, Kuchen, Bier und Limonade.
Qualität und Inhaltsstoffe
Botanisch ist der Ingwer keine Wurzel, sondern ein Rhizom: ein Wurzelstock aus unterirdischen knolligen Trieben, die sich in die Erde graben. Das Bambus ähnliche Schilfgewächs ist verwandt mit der Kurkuma und dem Galgant. Ingwer wird heute rund um den Globus angebaut, in Nordafrika sowie in tropischen Klimazonen von Südchina, Südostasien, Indien, Südamerika, Jamaika und Australien. Der Ingwer aus Jamaika gilt wegen seines feinen, fruchtigen Aromas als der beste. Die Haut von frischem Ingwer ist glatt, seidig glänzend, hellkaramellfarben, ohne Runzeln. Ingwer wird vor der Verschiffung gewaschen und kurz getrocknet:Frisch geschält, duftet er nach Limettenschale. Das Fleisch ist zartgelb, nicht faserig, sondern saftig und fest. Seine Schärfe hat ähnlich Biss wie die von Chilischoten und wärmt von innen. Ein würziges Harz bindet die Schärfestoffe Zingeron, Gingerol und Shoagol ein. Bei längerer Lagerung wandeln sich die schärferen Gingerole in die milderen Shoagole um. Ingwerpulver aus getrockneten Knollen hat nicht die erfrischende Zitrusfruchtigkeit, aber die prickelnde Schärfe bleibt.
Verwendung in der Küche
Trotz seiner frechen Schärfe ist Ingwer ein „Teamplayer", weil er die Qualitäten anderer Aromen unterstützt. Besonders gut harmoniert er mit Basilikum, Chili, Limetten und Zitronen, Zitronengras, Kaffir-Limettenblättern und Koriandergrün. Frischer Ingwer wird in Scheiben geschnitten, fein gehackt oder gerieben verwendet. Wenn man Dressings und Marinaden nur leicht aromatisieren möchte, reibt man frischen Ingwer. Als Pulver ist er unentbehrlich in der Lebkuchen- und Printenbäckerei. Und in der traditionellen französischen Gewürzmischung Quatre Epices, mit Muskatnuss, schwarzem Pfeffer und Gewürznelken.
Gesundheitsfördernde Eigenschaften
Im Islam gilt Ingwer-Aroma als paradie-sischer Duft: es würze das Wasser im „Brunnen der Seligen". Ingwer enthält viele wertvolle Mineralstoffe wie Kalium, Kalzium, Phosphor, Magnesium und Eisen. Er fördert die Sekretproduktion von Magen und Gallenblase und schützt die Magenschleimhaut. Bereits in der mittelalterlichen Heilkunde kannte man seine schmerzstillende, entzündungs-hemmende und antibakterielle Wirkung. Er hilft, das Herz-Kreislauf-System zu stärken sowie den LDL-Cholesterin- und Blutzuckerspiegel zu senken. Zudem fördert er die Fließeigenschaften des Bluts.
Das Naturwunder aus Fernost
Knoblauch und Ingwer sind ein Traumpaar. Ingwer macht den Knoblauch bekömmlicher und nimmt seinem Geschmack etwas die Spitze. Und als Duo verstärken sie ihren Einfluss auf die Gesundheit: Beide steigern ihre antioxidative Wirkung um 50 Prozent! Ingwer eignet sich für Süßes und Salziges. Er muss nicht geschält werden, wenn er in Scheiben geschnitten in einem Gericht mitzieht. Die Schale enthält wertvolle Stoffe. Man sollte sie aber unbedingt entfernen, wenn man den Ingwer hackt oder reibt.